Das kongeniale Duo:
Bud Spencer und Terence Hill
Kennt Ihr auch diese Momente in denen ihr euch an Ereignisse der Vergangenheit erinnert? An Entscheidungen, die getroffen wurden und an die daraus resultierenden Konsequenzen? Die Umstände wie das Duo Bud Spencer und Terence Hill geboren wurde ist ein solches Ereignis, welches meine schon damals erfolgreich laufende Karriere als Schauspieler dramatisch veränderte. Es ist ein solcher Moment, an den ich mich immer wieder gerne erinnere.

Bevor Carlo und Mario zu Bud und Terence wurden

Im Gegensatz zu dem was man im Allgemeinen denkt, muss man um Glück zu finden nicht unbedingt weit von einem entfernt suchen. Das Glück kann gleich um die Ecke auf dich warten. Das war auch bei mir der Fall. Bud Spencer und ich waren Mitglieder des gleichen Schwimmvereins in Rom, als ich noch ein Teenager war. Ich bewunderte ihn, denn als Schwimmer hielt er zu dieser Zeit bereits italienische Rekorde und hatte auch schon an Olympischen Spielen teilgenommen. Manchmal verfolgte ich sein Training als Zuschauer auf der Tribüne des Schwimmbeckens. Wir kannten uns damals jedoch nicht persönlich und haben zu dieser Zeit auch nie miteinander gesprochen.

Unsere Wege kreuzten sich ein zweites Mal im Jahr 1959

Nach einigen erfolgreichen Jahren als Schauspieler wurde ich 1959 engagiert um im Film „Hannibal“ von Carlo Ludovico Bragaglia die Rolle des „Quintilius“ zu spielen. Carlo spielte im selben Film die Rolle eines Stammesfürsten. Obwohl wir  im selben Film spielten, lernten wir uns bei dieser Gelegenheit dennoch nicht kennen, denn wir hatten keine gemeinsamen Drehtage. Die Zeit war noch nicht reif. Es mussten erst noch acht weitere Jahre vergehen bis wir uns treffen und sich unsere Karrieren dramatisch verändern sollten.
Während dieser acht Jahre arbeitete Carlo als Komponist und Liedermacher und später in einer Filmproduktionsfirma. Ich setzte meine Karriere als Schauspieler fort und hatte die Gelegenheit an der Seite anderer berühmter Schauspieler zu spielen, wie beispielsweise mit Vittorio de Sica in „Aladins Abenteuer“ oder mit Burt Lancaster und Claudia Cardinale in „Der Leopard“. Später wirkte ich auch in der Verfilmung der Karl-May-Saga „Winnetou“ mit.

Zufälle und die Vision von E.B. Clucher

Im Jahr 1967 wurde ich von Regisseur Giuseppe Colizzi kurz nach Beginn der Dreharbeiten zu „Gott vergibt – Django nie“ (Dio perdona... io no) kontaktiert. Der Hauptdarsteller hatte sich bei einem häuslichen Streit den Fuß gebrochen und ich wurde als sein Ersatz eingestellt. In diesem Film spielte ich die Rolle des „Cat Stevens“. Da ich als Ersatz in letzter Minute eingestellt wurde, musste ich schnell meine Sachen packen und von Italien ins spanische Almeria fliegen, wo die Dreharbeiten für diesen Film stattfanden. Carlo spielte die Rolle des „Hutch Bessy“. So trafen wir uns also das erste Mal an einem Set in Spanien, ziemlich lustig, wenn man bedenkt, dass sich unsere Wege in Italien bis zu diesem Tag schon mehrmals gekreuzt hatten. Bei unserer ersten Begegnung hatten wir nur ein sehr formelles Gespräch: “Hallo, ich bin Mario. Ich spiele die Rolle des Cat.“- „Hallo ich bin Carlo.”
Könnt Ihr euch an den Anfang dieser Erzählung erinnern, als ich darüber sprach, sich an Dinge nach einiger Zeit rückblickend zu erinnern? Dies ist einer jener unglaublich glücklichen Momente. Keiner von uns konnte sich damals vorstellen, dass dies der Beginn eines neuen wunderbaren Kapitels unseres Lebens werden würde - ein Kapitel des überwältigenden beruflichen Erfolgs und zugleich der Beginn einer aufrichtigen und persönlichen Freundschaft.
Die Filmfiguren Bud Spencer und Terence Hill werden geboren

Sowohl Carlo als auch ich wurden gebeten amerikanische Künstlernamen zu verwenden, um den Film international besser vermarkten zu können. Zu dieser Zeit brachten amerikanische Namen einfach mehr Leute in die Kinos. Carlo wählte für seine Schauspielkarriere das Pseudonym „Bud Spencer“. Ich wählte den Namen „Terence Hill“.
Zwischen Bud und mir stimmte die Harmonie vor der Kamera sofort. Alles fühlte sich so einfach an und Dinge, die in der Regel immer und immer wieder versucht und gedreht werden müssen, funktionierten bei uns nach nur wenigen Versuchen intuitiv.
Diese Synergie zwischen uns wurde von Giuseppe Colizzi sofort bemerkt. Er verstand sofort, dass sich unsere Charaktere perfekt ergänzten und erkannte auch dessen Potenzial. Colizzi stellte uns daher gleich für zwei weitere Filme ein, 1968 für “Vier für ein Ave Maria“ (I quattro dell'Ave Maria) und 1969 für “Hügel der blutigen Stiefel“ (La collina degli stivali)”. Diese drei Filme gaben Bud und mir einen riesigen Karriereschub. Wir erhielten viele Angebote für neue Projekte und das Beste stand ja noch bevor.

Die Vision von E.B. Clucher auch bekannt als Enzo Barboni

Enzo Barboni (E. B. Clucher), ein renommierter Kameramann, der bis dato schon bei vielen anderen Filmen mitgewirkt hatte, hatte die Intuition, eine neue Art des „italienischen Westerns“ zu erschaffen, eine Art mit mehr Humor und Gags und weniger Tod. Für sein Projekt “Die rechte und die linke Hand des Teufels“ (Lo chiamavano Trinità...) hatte er aber zahlreiche Absagen von Produzenten erhalten. “Das Konzept funktioniert nicht, zu viel Dialog, nicht genug Action, das Publikum will Schießereien und Tote sehen, das Konzept muss angepasst werden”, so und so ähnlich waren die Reaktionen, die er erhalten hatte. Er wusste aber genau was er wollte und war entschlossen an seiner Idee festzuhalten.
Mit E. B. Clucher hatten wir am Set sehr viel Spaß. Er nahm eine Menge unserer spontanen Ideen an um die täglichen Dreharbeiten zu verbessern. Der Film wurde in einem wunderschönen Tal im Zentrum Italiens gedreht und obwohl das Budget nicht sehr hoch war, waren alle sehr motiviert einen guten Job zu machen.
Zwischen den Dreharbeiten hatten wir viel Spaß bei gemeinsamen Aktivitäten. Wir hatten eine tolle Zeit. Alles war perfekt, aber die Geschichte wäre nicht komplett, ohne nicht das große Team toller Stuntmen zu erwähnen, die von Stuntkoordinator Giorgio Ubaldi meisterhaft geführt wurden. Ein wunderbares Team von Schauspielern, Stuntmen und Crew-Mitgliedern wuchs von diesem Augenblick an zusammen und arbeitete auch in Zukunft miteinander. Wir alle hatten das Gefühl, etwas Großes erreicht zu haben.
Der Film kam 1970 in die Kinos und war ein unerwartet großer nationaler und internationaler Erfolg. Er schlug alle Einnahmerekorde für einen italienischen Film bis zu diesem Zeitpunkt. Der Film war dermaßen beliebt bei den Zuschauern, dass die Kinos Probleme hatten, Teile des Publikums nach Ende der Aufführung zum Verlassen des Kinosaals zu bewegen. Viele wollten einfach sitzen bleiben und den Film gleich nochmal sehen.
Riesenerfolge nach “Die rechte und die linke Hand des Teufels“ (Lo chiamavano Trinità)

Die Fortsetzung “Vier Fäuste für ein Halleluja“ (...continuavano a chiamarlo Trinità) übertraf ein Jahr später sogar noch den Erfolg des ersten Films und machte uns endgültig zu internationalen Kinostars. Im Folgejahr 1972 reisten wir nach Kolumbien, um unter der Regie unseres Entdeckers Giuseppe Colizzi zwei Flugzeugpiloten zu spielen. Der Film hieß „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ (Più forte ragazzi!). Das Jahr 1974 war sehr produktiv. Zuerst drehten wir in der spanischen Hauptstadt Madrid “Zwei wie Pech und Schwefel“ (Altrimenti ci arrabbiamo!), der bis heute zu den Lieblingsfilmen unserer Fans gehört. Anschließend spielten wir im Dschungel Kolumbiens zwei sehr spezielle Priester in “Zwei Missionare“ (Porgi l’altra guancia)”.
In der Zeit dazwischen hatten sowohl Bud als auch ich noch die Zeit und Gelegenheit auch getrennt voneinander Projekte zu entwickeln. So drehte Bud 1973 beispielsweise „Sie nannten ihn Plattfuß“ (Piedone lo sbirro), den ersten Film seiner erfolgreichen „Plattfuß“-Reihe unter der Regie von Steno. Ich wiederum hatte die wunderbare Gelegenheit die Rolle des „Nobody“ in „Mein Name ist Nobody“ (Il mio nome è Nessuno) unter der Regie von Tonino Valerii zu spielen. Am meiner Seite wirkte der großartige Henry Fonda als der gesetzlose „Jack Beauregard“ mit.

Wieder zusammen

Im Jahr 1977 erhielten wir ein neues fantastisches Drehbuch von E. B. Clucher vorgelegt und so drehten wir unseren ersten Film in Miami / Florida. In “Zwei ausser Rand und Band“ (I due superpiedi quasi piatti) spielten wir zwei Polizisten wider Willen. Auch dieser Film wurde wieder ein großer internationaler Erfolg. Wir blieben in Miami und drehten dort im Folgejahr einen weiteren Film gemeinsam. Er hieß “Zwei sind nicht zu bremsen“ (Pari e dispari). Der letzte Film der enorm erfolgreichen 70er Jahre war schließlich “Das Krokodil und sein Nilpferd“ (Io sto con gli ippopotami) unter der Regie von Italo Zingarelli. Für diesen Film zog es uns nach Südafrika.
Ende der 70er war das Duo Bud Spencer und Terence Hill auf der ganzen Welt bekannt. Wir erhielten Fanbriefe aus Europa, Nord- und Südamerika, Australien und Südafrika. Mit unseren Erfolg wuchs aber nicht nur unsere Popularität, sondern auch die Freundschaft zwischen Bud und mir.
Die 80er begannen wie die 70er endeten. Mit „Zwei Asse trumpfen auf“ (Chi trova un amico, trova un tesoro) und „Zwei bärenstarke Typen“ (Nati con la camicia) fügten wir zwei weitere Erfolge unserem Portfolio hinzu. Eine Premiere gab es schließlich im Jahr 1984. Im Film “Vier Fäuste gegen Rio“ (Non c'è due senza quattro” wurde aus dem Duo ein Quartett, denn sowohl Bud als auch ich spielten in dem Film jeweils eine Doppelrolle. Die Geschichte von „Sebastiano Coimbra de la Coronilla y Azevedo“, „Antonio Coimbra de la Coronilla y Azevedo“ und deren Doppelgängern “Elliot Vance” und “Greg Wonder” drehten wir in Brasilien.
“Die Miami Cops“ (Miami Supercops) aus dem 1985 war dann das Ende einer Ära. 16 Jahre nach unserem ersten gemeinsamen Auftritt entschieden wir, dass es nun an der Zeit war sich weiterzuentwickeln und uns anderen Projekten zu widmen. Neun Jahre später, im Jahr 1994 entschieden wir dann aber doch noch einmal vor der Kamera zusammen zu kommen. Der Film hieß „Die Troublemaker“ (Botte di natale) und war vor allem auch eine Familienangelegenheit. Giuseppe Pedersoli, der Sohn von Bud war einer der Produzenten, während mein Sohn Jess das Drehbuch schrieb und auch in einer kleine Rolle als Telegraphist im Film erschien. Mit diesem Film endete unsere gemeinsame Karriere jedoch endgültig.
Bud und ich denken gleich über unsere schicksalhafte Begegnung:
Es war wirklich ein Segen für uns beide!

Persönlich überraschen mich die Geschichten und Fakten rund um das Duo „Bud Spencer und Terence Hill“ noch heute. Es ist unglaublich, wie viel Aufmerksamkeit und Zuneigung wir erhalten. Aus den zahlreichen Nachrichten von Fans ist es immer wieder interessant zu erfahren, warum und weshalb gerade dieser oder jener Film zum Lieblingsfilm der Fans geworden ist. Bei vielen Fans ist es zudem zum Ritual geworden als Familie zusammen zu kommen, um unsere Filme gemeinsam vor dem Fernseher zu schauen. Darüber hinaus gibt es viele Personen, die durch die Filme Inspiration gefunden haben oder die Dank der Filme mit neuer Motivation die Angelegenheiten ihres Lebens angehen. Weiter gibt es unter den vielen Zuschriften auch viele Väter die ihre Kinder in die Bud & Terence Welt einführen oder einfach nur Fans, die sich für die gute Unterhaltung bedanken.
Die Erkenntnis, dass wir nicht nur „Entertainer“ auf dem Bildschirm, sondern auch ein Teil des Lebens so vieler Menschen sind, ist etwas das mich sehr berührt.

Ich möchte mich daher bei allen Fans für die Unterstützung in all den Jahren herzlich bedanken.

> Offizielle Webseite von Bud Spencer


Bud Spencer und Terence Hill Filme:
Die Troublemaker (1994)
Die Miami Cops (1985)
Vier Fäuste gegen Rio (1984)
Zwei bärenstarke Typen (1983)
Zwei Asse trumpfen auf (1981)
Das Krokodil und sein Nilpferd (1979)
Zwei sind nicht zu bremsen (1978)
Zwei ausser Rand und Band (1977)
Zwei Missionare (1974)
Zwei wie Pech und Schwefel (1974)
Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle (1972)
Vier Fäuste für ein Halleluja (1971)
Freibeuter der Meere (1970)
Die rechte und die linke Hand des Teufels (1970)
Hügel der blutigen Stiefel (1969)
Vier für ein Ave Maria (1968)
Gott vergibt, wir beide nie (1967)
Hannibal (1959)